Rettet die Sprach-Kitas

Petition zum Erhalt des Bundesprogramms - weil es um mehr als um die Stärkung der sprachlichen Bildung geht

Hier geht es zur Online-Petition


Im Juli 2022 informierte das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) über das Ende des Bundesprogramms „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel der Welt ist“. Das kam überraschend, waren im Koalitionsvertrag doch die Verstetigung und Fortführung des sehr erfolgreichen Programmes vorgesehen. Der verabschiedete Entwurf für den Bundeshaushalt im Jahr 2023 sieht kein weiteres Geld für die „Sprach-Kitas“ vor. Somit wird das Programm von 100 auf 0 heruntergefahren, was Konsequenzen auf mehreren Ebenen mit sich bringt.

  • Allein bei der AWO Thüringen sind rund 60 Kindergärten Sprach-Kitas. In jeder dieser Einrichtungen wird eine zusätzliche Fachkraft mit 20 Stunden/Woche über das Programm refinanziert. Es hängen also jede Woche 1.200 Stunden Unterstützung und Betreuung für die Kinder in AWO-Einrichtungen und außerdem auch 60 halbe Stellen am Bundesprogramm.
  • Die zusätzlichen Fachkräfte wurden in den letzten Jahren in Präsenz- und Onlinefortbildungen von der zusätzlichen Fachberatung zu den Bereichen alltagsintegrierte sprachliche Bildung, Inklusive Pädagogik, Zusammenarbeit mit Familien und Digitalisierung fortgebildet. Ihre Expertise gaben die zusätzlichen Fachkräfte dann als Multiplikator*innen an ihr Team weiter. Mit dem Wegfall des Programms bricht sowohl der fachliche Austausch und die Vernetzung der Sprach-Kitas untereinander als auch im Team weg. Wer Kinder für die Zukunft bilden und bestmögliche Entwicklungschancen bieten möchte muss dauerhaft mit ihr auseinandersetzen. Dies kann nur durch kontinuierliche Fortbildungsmöglichkeiten und ein fachlich breit aufgestelltes Netzwerk gewährleistet werden. 
  • Die digitale Transformation macht auch von Kindertageseinrichtungen keinen Halt. Dahingehend ist Digitialisierung seit 2021 fester Bestandteil des Bundesprogramms geworden. Viele Fragen, z.B. wie setzen wir digitale Medien mit Kindern kreativ und produktiv ein? Oder welche Möglichkeiten der digitalen Zusammenarbeit mit Familien sind sinnvoll? sind noch ungeklärt und bedürfen einer weitergehenden Begleitung.
  • Fällt die Stelle der zusätzlichen Fachkraft weg, fallen damit auch unzählige Gelegenheiten für feinfühlige Dialoge und Interaktionen mit den Kindern weg. Nur wenn ausreichend Zeit zur Verfügung steht, können lebendige Gespräche und Beziehungsmomente entstehen, in denen sich die Kinder gehört, gesehen und verstanden fühlen. Die dahinterliegende Prozessqualität ist eine der wichtigsten Faktoren für eine gute Qualität von Kindertageseinrichtungen.
  • Viele zusätzliche Fachkraftstellen sind von Logopäd*innen besetzt. Mit ihrem fachspezifischen Blick erkennen sie Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung schneller und können gezielt alltagsintegrierte sprachliche Bildung anbieten. Nach dem Fachkräftegebot dürfen Logopäd*innen jedoch keine Erzieher*innenstelle besetzen, sodass sie nicht weiter im Kindergarten beschäftigt werden können. In der Folge hätte dies zum einen negative Auswirkungen auf den ohnehin schon bestehenden Fachkräftemangel in der Frühpädagogik. Zum anderen verringert sich der durch die unterschiedlichen Qualifikationen vorhandene mehrperspektivische Blick auf die Kinder, da die multiprofessionelle Teamzusammensetzung nicht mehr unterstützt wird.
  • Werden Sparmaßnahmen im Bereich der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung jetzt zugelassen, könnte sich dies langfristig negativ auf die Qualitätsentwicklung von Kindertageseinrichtungen auswirken. Im schlimmsten Fall könnten niedrigere Standards für das geplante Bundesqualitätsgesetz beschlossen werden, wodurch es weiterhin keinen einheitlichen und verbindlichen Rahmen für Qualität in allen Bundesländern gäbe. 
  • Das Programm Sprach-Kitas sorgt auch dafür, dass Kinder aus ganz unterschiedlichen Herkunftsfamilien mit möglichst gleich guten sprachlichen Voraussetzungen in die Schule kommen. Angesichts steigender Zahlen von Kindern aus der Ukraine und weiteren Fluchtländern in den Kindergärten und dem Nachholbedarf vieler Kinder nach den Lockdowns ist der Wegfall dieses Bildungsprogrammes ein schwieriges Zeichen.

Das BMFSFJ fördert seit 2011 die alltagsintegrierte sprachliche Bildung in Kindertageseinrichtungen. Die Förderung wurde zunächst durch das Bundesprogramm „Schwerpunkt-Kitas Sprache & Integration” verwirklicht und wird seit 2016 im Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel der Welt ist“ fortgeführt und ausgebaut. Insgesamt ist fast jede achte Kindertageseinrichtung in Deutschland eine Sprach-Kita. Damit wurde mit den 7.500 geschaffenen zusätzliche Fachkraft Stellen mehr als 500.000 Kinder erreicht.

Hier geht es zur Webseite der Initiative 

Hier geht es zur Online-Petition

Zurück